Studie zu Clubs und Livemusikspielstätten in Leipzig (CLIV 2024)
- Laura Oppermann
- Markus Schubert
- Jörg Kosinski
Die CLIV 2024 zielt darauf ab, ein tiefgreifendes Verständnis der Clubs und Livemusikspielstätten in Leipzig zu entwickeln. Sie richtet sich sowohl an lokale Akteur*innen des Nachtlebens und politische Akteur*innen der Stadt als auch an kulturelle Institutionen. Sie soll dabei unterstützen, die Bedürfnisse und Präferenzen der Besuchenden und Betreibenden von Clubs und Livemusikspielstätten besser zu verstehen und letztlich die Grundlage für die städtische „Zukunftsstrategie“ bilden.
Leipzig, bekannt für vielfältige und dynamische Clubs und Livemusikspielstätten, steht vor Herausforderungen wie dem demografischen Wandel, sich verändernden kulturellen Trends und der Notwendigkeit nachhaltiger Entwicklungsstrategien. Die Studie liefert datenbasierte Einblicke, um die lokalen Clubs und Livemusikspielstätten zukunftsfähig zu gestalten. Leipzig gilt als eine der bedeutendsten Städte für alternative und elektronische Musik in Deutschland. Clubs wie die Distillery, das Institut fuer Zukunft (IfZ) oder das elipamanoke und Veranstaltungsorte wie das Täubchenthal, der Felsenkeller oder die Moritzbastei haben der Stadt zu nationaler und internationaler Bekanntheit verholfen. Die Szene in Leipzig zeichnet sich durch eine breite Palette an Musikrichtungen und Veranstaltungsorten aus, von Techno-Clubs bis hin zu Open-Air-Locations. Sie ist tief in der kulturellen Identität der Stadt verwurzelt und zieht ein diverses Publikum aus lokalen, nationalen und internationalen Besuchenden an. Die Veranstaltungen konzentrieren sich auf Konzerte und DJ-Partys in verschiedenen Musikgenres wie Indie, Alter-native, Techno, House, Rock, Metal und Singer-Songwriter bis hin zu avantgardistischer Musik. Es gibt Raum für Nischen-Genres und experimentelle Formate, aber auch für Lesungen, Diskussionen und Vorträge, Theater, Comedy und Kabarett bis hin zu politischen Veranstaltungen und Firmenevents. Diese Vielfalt bietet einerseits große Chancen für die Veranstaltenden, stellt sie aber auch vor die Herausforderung, ein breites Spektrum an Interessen zu bedienen und gleichzeitig mit den globalen Trends der Club- und Livemusikkultur Schritt halten zu müssen. Viele Clubs werden kollektiv organisiert, mit einem Fokus auf Awareness und safer spaces. Themen wie Inklusion und Nachhaltigkeit spielen eine große Rolle. Clubs und Livemusikspielstätten in Leipzig sind aber nicht nur Treffpunkte, wo Menschen Musik genießen, tanzen und feiern, sondern auch kulturelle Magneten, die besonders junge Menschen anziehen, mit 40 % der Besuchenden unter 30 Jahren und 52 % zwischen 30 und 50 Jahren. Die Einrichtungen werden als sympathisch, authentisch und faszinierend wahrgenommen und sind mit vielen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Die Einrichtungen belegen eine Gesamtfläche von rund 120.000 Quadratmetern, was ca. 18 Fußballfeldern entspricht. Diese Fläche umfasst nicht nur die eigentlichen Veranstaltungsräume, sondern auch zusätzliche Bereiche wie Lager, Büros und gastronomische Einrichtungen, die den Betrieb dieser Einrichtungen unterstützen. Von der Gesamtfläche entfallen etwa 25.000 Quadratmeter auf Indoor-Veranstaltungsflächen, während weitere 40.000 Quadratmeter für Outdoor-Events zur Verfügung stehen. In der Szene gibt es eine große Vielfalt an Organisationsformen: 44 % der Clubs und Spielstätten sind als Vereine und 49 % als Unternehmen strukturiert. Trotz eines Rückgangs der Besuchendenzahlen nach der Corona-Pandemie bieten 85 % dieser Einrichtungen ein ganzjähriges Programm an, 42 % sind täglich geöffnet. Die Clubszene hat zudem eine wirtschaftliche Bedeutung: Jährlich werden 47 Millionen Euro umgesetzt, von denen 80 % in der Stadt verbleiben und zusätzliche wirtschaftliche Aktivitäten in Höhe von 36,6 Mio. Euro und 551 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze induzieren. Das ehrenamtliche Engagement ist mit 66 % allerdings besonders hoch, während nur 16 % der Tätigkeiten in Vollzeit ausgeführt werden. Jährlich finden in diesen Einrichtungen etwa 16.500 Veranstaltungen statt, die von insgesamt über 2,2 Millionen Personen besucht werden. Die 20 % auswärtigen Gäste, von denen 26 % in Hotels der Stadt übernachten, geben pro Person und Tag durchschnittlich 181 Euro aus, etwa 33,6 Millionen Euro pro Jahr, wobei 39 % dieser Ausgaben in der Stadt verbleiben und weitere 12,9 Mio. Euro induzieren sowie 195 Vollzeitäquivalente hervorrufen. Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur die soziale und kulturelle, sondern auch die wirtschaftliche Bedeutung der Clubs und Livemusikspielstätten für die städtische Gemeinschaft. Auf ihnen lastet jedoch zunehmend der Druck durch städtische Entwicklungen, sie werden verdrängt und stehen im Zentrum von Konflikten, was die Herausforderungen von urbaner Entwicklung und Gentrifizierung unterstreicht. Um ihre Zukunft zu sichern und die kulturelle Vielfalt sowie deren Räume zu erhalten, bedarf es langfristiger und wirtschaftlicher Strategien, einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Clubs, Politik und Wirtschaft und neuer Finanzierungs- und Förderansätze. Die Studienergebnisse können in der Broschüre nachgelesen werden. Alle Ergebnisse (inkl. der Kreuztabellen) sind auf www.leipzig.de/clubstudie/ abrufbar. Die Studie wurde im Auftrag des Kulturamts der Stadt Leipzig durch die CONOSCOPE GmbH umgesetzt. Sie wurde in Kooperation mit dem Leipziger Amt für Wirtschaftsförderung, dem LiveKommbinat Leipzig e. V. sowie dem NachtRat Leipzig erarbeitet. Die Erstellung der Studie wurde im Rahmen des Programms "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert.