Was die deutschen Clubs von den holländischen Clubs lernen können – und warum diese so weit voraus sind
Holländische Clubs sind Vorreiter in Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Inklusion. Der Beitrag zeigt, was deutsche Clubs übernehmen können – von smarter Förderung über Diversität bis hin zu professionellen Betriebsmodellen.
Die Clubkultur in Deutschland ist weltweit bekannt, insbesondere durch die Szene in Städten wie Berlin oder Hamburg. Dennoch gibt es ein Land, das in vielerlei Hinsicht die Nase vorn hat: die Niederlande. Holländische Clubs sind Vorreiter in Bereichen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Organisation – und bieten wichtige Lektionen für die deutsche Clubszene. Aber was genau macht die Clubs in den Niederlanden so erfolgreich, und was können deutsche Veranstalter von ihnen lernen?
1. Professionalisierung und Clubkultur als Businessmodell
Einer der auffälligsten Unterschiede zwischen der deutschen und der holländischen Clubszene ist der Grad der **Professionalisierung**. In den Niederlanden werden Clubs oft als Unternehmen betrachtet, bei denen nicht nur die Musik und das Erlebnis im Vordergrund stehen, sondern auch das wirtschaftliche Fundament. Viele holländische Clubs arbeiten mit straffen Geschäftsmodellen, haben klare Strukturen und setzen auf umfassendes Marketing. Sie verstehen sich nicht nur als Orte der Unterhaltung, sondern als kulturelle Institutionen, die einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.
Während in Deutschland viele Clubs noch stark von der Underground-Szene geprägt sind, die oft auf Improvisation setzt, haben holländische Clubs früh erkannt, dass eine stabile wirtschaftliche Basis notwendig ist, um langfristig erfolgreich zu sein. Dies zeigt sich auch in der oft engeren Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Förderprogrammen. Deutsche Clubs könnten davon profitieren, eine ähnliche Herangehensweise zu übernehmen, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten und so die langfristige Planung und Entwicklung zu erleichtern.
2. Nachhaltigkeit als Grundprinzip
Nachhaltigkeit ist ein Bereich, in dem holländische Clubs eine Vorreiterrolle einnehmen. Clubs wie De School in Amsterdam oder Rotown in Rotterdam setzen seit Jahren auf umweltfreundliche Maßnahmen, die weit über einfache Recyclinginitiativen hinausgehen. Es werden innovative Konzepte entwickelt, um den Energieverbrauch zu senken, Wasser zu sparen und Abfall zu minimieren. Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist der Club **Shelter** in Amsterdam, der mit nachhaltigen Baumaterialien gebaut wurde und auf energieeffiziente Technik setzt, um seinen CO₂-Fußabdruck zu reduzieren.
In Deutschland gibt es zwar erste Ansätze in Richtung Nachhaltigkeit, doch die holländischen Clubs haben hier einen deutlichen Vorsprung. Deutsche Clubs könnten von diesem Modell lernen, indem sie stärker in umweltfreundliche Technologien investieren und Maßnahmen umsetzen, die sowohl der Umwelt als auch den Betriebskosten zugutekommen. Die zunehmende Sensibilisierung der Clubgänger*innen für nachhaltige Themen macht diesen Ansatz auch zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil.
3. Starke Förderung der Clubkultur durch die Politik
Ein entscheidender Grund, warum die holländische Clubszene so erfolgreich ist, ist die enge Verzahnung von Politik und Clubkultur. Die Niederlande erkennen die Bedeutung von Clubs nicht nur als kulturelle Institutionen, sondern auch als Wirtschaftsfaktor und Tourismusmagneten an. Dadurch gibt es in vielen Städten umfassende Förderprogramme, die die Clubkultur unterstützen. Von Steuererleichterungen über Subventionen bis hin zu Förderprogrammen für junge Künstler*innen – die politische Unterstützung schafft ein Umfeld, in dem sich Clubs entfalten und nachhaltig wachsen können.
In Deutschland fehlt häufig diese Art der Unterstützung, was vor allem während der Corona-Pandemie deutlich wurde. Hier wäre es wichtig, dass deutsche Clubs einen stärkeren Dialog mit der Politik suchen, um ähnliche Fördermechanismen zu etablieren. Eine engere Zusammenarbeit mit den Kommunen und der Kulturpolitik könnte deutschen Clubs langfristig helfen, auf stabileren Beinen zu stehen und gleichzeitig ihren kulturellen Beitrag zu sichern.
4. Innovative Nutzung von Technologie
Holländische Clubs sind technologisch auf einem hohen Stand. Besonders in den Bereichen Digitalisierung und Eventtechnologie setzen sie neue Maßstäbe. Online-Ticketing-Systeme, maßgeschneiderte Apps für Clubgänger*innen, die den Ticketkauf, den Einlass und sogar den Getränkeverkauf vereinfachen, gehören in vielen holländischen Clubs zum Standard. Auch in Sachen Sicherheit setzen sie auf innovative Technologie, wie etwa Gesichtserkennung beim Einlass oder digitale Schichtpläne für das Personal, um die Abläufe effizienter zu gestalten.
Diese technologische Affinität sorgt nicht nur für ein verbessertes Gästeerlebnis, sondern auch für eine effizientere Organisation hinter den Kulissen. Deutsche Clubs könnten hier lernen, indem sie verstärkt in digitale Lösungen investieren, die den Betriebsablauf optimieren und gleichzeitig die Kundenbindung stärken. Zudem könnten deutsche Clubs von der Offenheit der holländischen Szene für technologische Experimente profitieren, um das Erlebnis für ihre Gäste weiter zu verbessern.
5. Diversität und Inklusion
Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal der holländischen Clubszene ist ihre Offenheit gegenüber Diversität und Inklusion. In vielen holländischen Clubs wird ein besonderes Augenmerk auf die Schaffung eines sicheren und einladenden Raumes für alle gelegt. Die Clubszene ist bekannt dafür, verschiedene Subkulturen und Minderheiten willkommen zu heißen, und stellt sicher, dass sich jeder Gast respektiert fühlt. Anti-Diskriminierungsmaßnahmen, genderneutrale Toiletten und Schulungen des Personals in Bezug auf Diversität sind hier Standard.
In Deutschland gibt es zwar ebenfalls viele Clubs, die sich aktiv für Diversität einsetzen, doch die niederländische Szene hat diese Werte oft konsequenter in ihren Strukturen verankert. Deutsche Clubs könnten von dieser Haltung profitieren, indem sie ebenfalls noch stärker auf Inklusion setzen und klare Maßnahmen ergreifen, um Diskriminierung in jeglicher Form zu verhindern. Ein diverseres und inklusiveres Umfeld stärkt nicht nur das Image des Clubs, sondern trägt auch dazu bei, eine breitere Zielgruppe anzusprechen.
6. Langfristige Kooperationen und Netzwerke
Ein letzter, entscheidender Punkt ist die Fähigkeit der holländischen Clubs, Netzwerke und Kooperationen aufzubauen, sowohl national als auch international. Durch eine starke Vernetzung untereinander, aber auch mit Künstler*innen, Veranstalter*innen und Institutionen, schaffen sie Synergien, die nicht nur die Clubszene selbst, sondern auch die gesamte Kulturwirtschaft stärken. Diese Art der Zusammenarbeit fördert den Austausch von Wissen, Ressourcen und Talenten und hilft den Clubs, besser auf Herausforderungen zu reagieren.
In Deutschland gibt es zwar ebenfalls Netzwerke in der Clubszene, doch die holländische Herangehensweise ist oft strukturierter und institutionalisierter. Ein verstärkter Austausch zwischen deutschen und holländischen Clubs könnte dazu beitragen, dass beide Seiten voneinander lernen und profitieren. Besonders im Hinblick auf die gemeinsame Entwicklung von Projekten oder Events bieten solche Netzwerke enorme Chancen.
Fazit: Die Zukunft der deutschen Clubkultur
Die niederländische Clubszene zeigt, wie Clubs als kulturelle Institutionen nachhaltig und zukunftsorientiert betrieben werden können. Von der stärkeren Professionalisierung über Nachhaltigkeit und technologische Innovationen bis hin zu Diversität und politischer Unterstützung – es gibt viele Bereiche, in denen deutsche Clubs von den holländischen Vorreitern lernen können. Der Austausch zwischen den Szenen und die Übernahme erfolgreicher Modelle könnten dazu beitragen, die deutsche Clublandschaft nicht nur zu erhalten, sondern auch zukunftssicher aufzustellen.
Letztlich geht es darum, die Stärken der deutschen Clubkultur – ihre Kreativität und Authentizität – zu bewahren und gleichzeitig die strukturellen und organisatorischen Fortschritte der holländischen Szene als Inspirationsquelle zu nutzen.